Apologia Pro Vita Sua - Geschichte meiner religiösen Überzeugungen
Durch sein Studium der Kirchenväter beginnt John Henry Newman, sich mit den Grundprinzipien des Glaubens zu beschäftigen. Er veröffentlichte Traktate, um den konservativen anglikanischen Glauben zu begründen, wurde aber deshalb von den Bischöfen stark angegriffen. Als Folge gab er sämtliche Ämter auf und zog sich nach Littlemore zurück.
In einem langen und tiefgründigen Denkprozess erkennt John Henry Newman, dass nur die römisch-katholische Kirche mit den Entwicklungen der Glaubenslehre auf der Lehre der Urkirche basiert. Dies war der Beginn seiner Hinwendung zum katholischen Glauben. Er berichtet in einer dokumentarischen Darstellung von der ganzen Tragik seines Übertritts. Mit akribischer Sorgfalt lässt der Verfasser die Quellen sprechen. Dieses Werk lässt John Henry Newman als sensiblen und zurückhaltenden Menschen und großen Denker erkennen.
Der große englische Kardinal John Henry Newman (1801 bis 1890), dessen Seligsprechung 2010 in ein paar Monaten bevorsteht, gehört zu den bedeutendsten christlichen Denkern und Schriftstellern seiner Zeit, und zwar sowohl religiös wie literarisch.
In den englischsprachigen Ländern, aber auch im romanischen Sprachraum wird sein umfangreiches Werk nach wie vor intensiv gelesen und erforscht. In der deutschsprachigen Landschaft ist es im Vergleich dazu still um ihn geworden, obwohl er auch hier als einer der Ideengeber des Zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert wurde. Zu seinen bekanntesten Bewunderern zählt Papst Benedikt XVI., der im theologischen Studium Newmans Arbeit kennen und schätzen lernte.
Newman selbst behauptete einmal von sich, er habe sich sein Leben lang nur mit Gelegenheitsschreiberei beschäftigt. Zweifellos rechnete er dazu auch sein bis heute berühmtestes Werk, seine Autobiografie „Apologia Pro Vita Sua“ — „Rechtfertigung für sein Leben“ —, worin er die Geschichte seiner religiösen Überzeugungen vom anglikanischen Glauben zur katholischen Kirche darstellt. In der geistlichen Weltliteratur wird das Buch gerne auf einer Stufe mit den „Bekenntnissen“ des heiligen Augustinus gesehen, auch wenn dazwischen rund 1500 Jahre liegen.
Der Anlass zur „Apologia“ war hingegen ein recht prosaischer. Mit einem für damalige Verhältnisse exorbitanten Medienaufruhr wurde Newman öffentlich scharf angegriffen. Es hieß, er sei religiös verlogen und habe seinen Glauben verraten. Dagegen sah er sich gezwungen, mit rasantem Tempo zur Feder zu greifen. Was er da zu Papier brachte, ist nach wie vor historisch spannend und geistlich gewinnend zu lesen. Schon sehr bald erschienen erste Übersetzung. Bis heute gilt die Arbeit von Maria Knoepfler aus dem Jahr 1921 als deutsche Standardversion. Sie war lange vergriffen. Seit kurzem ist sie in einer neuen Aufmachung wieder zu haben, dazu ein Vorwort des Heiligen Vaters, das aus einem Symposiumsbeitrag von 1990 stammt, sowie eine allgemeine Einführung von Roman A. Siebenrock (Uni Innsbruck).
Dem Verlag ist zu danken, dass damit die „Apologia“ für deutschsprachige Leser endlich wieder allgemein zugänglich ist. Die Übersetzung, die nach rund 90 Jahren sprachlich und stilistisch stellenweise ein wenig Staub angesetzt hatte, wurde überarbeitet, was ebenfalls sehr zu loben ist. Man darf jetzt darauf hoffen, dass die „Apologia“ einen erfolgreichen Neustart bringt zur Wiederentdeckung Kardinal Newmans.
(aus: Rezension in der "Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln" vom 19.03.2010 von S. G. Schmidt, Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln. Mit freundlicher Genehmigung von Media Maria)
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